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Wies auf Wirksamkeit und Nutzen, Risiko und Grenzen von Pflanzenheilkunde bei psychischen Erkrankungen hin: Allgemeinmediziner Prof. Peter Gündling, Bad Camberg. (Bildquelle: LWL)

Pflanzenheilkunde in der Psychiatrie

Schlafstörungen und Unruhe- bzw. Angstzustände sind im geringen Maße normal. Beeinträchtigen Sie aber den Alltag, weil sie zum Teufelskreis werden – mit anhaltender Anspannung und Konzentrationslosigkeit tagsüber und kreisenden Gedanken in der Nacht, die zu Schlaflosigkeit führen –, dann ist Hilfe geboten. Psychisch belastete Menschen mit Schlaf- und Angststörungen erhalten neben der Psychotherapie bei Bedarf auch Schlaf- und Beruhigungsmittel.

Viele scheuen aufgrund seiner Nebenwirkungen die Einnahme von Psychopharmaka. Als Gastreferent der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sprach sich gestern (11.3.) Allgemeinmediziner Prof. Peter Gündling, Bad Camberg, in seinem Vortrag „Update Phytotherapie bei Schlafstörungen und Angstzuständen“ für den individuellen und verantwortungsvollen Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln aus und wies dabei auch auf deren Grenzen hin.


Zahlreiche Pflanzenpräparate sind nicht verschreibungspflichtig und daher in Apotheken und im Handel erhältlich. „Aus Sorge vor Abhängigkeit und Nebenwirkungen wie Appetitmangel, Gewichtszunahme oder körperliche Einschränkungen greifen viele bevorzugt zu Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis“, so Prof. Georg Juckel. „Unter bestimmten Bedingungen unterstützen wir den Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln, da sie nachweislich gute Wirkungen zeigen und eine ernstzunehmenden Alternative oder Ergänzung bilden.“

Gleichzeitig weist der Bochumer Wissenschaftler darauf hin, dass die Betroffenen die Symptome nicht leichtfertig selbst behandeln sollten. „Hinter Schlafstörungen und Unruhezuständen können sich ernstzunehmende psychische Erkrankungen verbergen, die einer medizinischen oder psychologischen Abklärung bedürfen. Patientinnen und Patienten sollten bei der Pharmakotherapie stets optimal beraten und behandelt werden und daher über den Nutzen, Grenzen und Risiken von pflanzlichen Substanzen Bescheid wissen.“ Denn ist die seelische Belastung so hoch, dass sich die Psyche aus eigener Kraft nicht erholen kann, ist eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt.