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Sexuell übertragbare Infektionen im Aufwind

Anlässlich der Fachtagung DSTIG Special ist unter anderem über die epidemiologische Situation und Versorgung der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Deutschland gesprochen worden. Dabei stellte sich heraus, dass gemeldete HIV-Neudiagnosen bei Menschen ohne Migrationshintergrund im Jahr 2022 auf ähnlichem Niveau wie in den Jahren vor der Pandemie geblieben sind, anstatt zu sinken.

Im Jahr 2022 gab es zusätzlich viele HIV-Meldungen, die auf Menschen zurückgingen, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflüchtet sind. Diese Meldungen gehen zum größten Teil auf bereits in der Ukraine bekannte Infektionen zurück.

Im Vergleich dazu ist die Anzahl der Syphilis-Meldungen 2022 deutlich angestiegen, was in erster Linie auf Infektionen unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), zurückzuführen ist. Damit wird der Trend der Syphilis-Meldungen aus den Jahren vor der Pandemie fortgesetzt. Dies geht einerseits auf den Erfolg umfangreicher Test-Angebote für MSM, andererseits jedoch auch auf einen realen Anstieg der Infektionen zurück.

Auch wenn in Deutschland noch keine bundesweiten Meldezahlen zu Infektionen mit Gonokokken vorliegen, wurde auf europäischer Ebene ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen innerhalb der letzten Jahre beobachtet. Besonders problematisch in diesem Zusammenhang ist eine Zunahme von antimikrobiellen Resistenzen, insbesondere der Azithromycin-Resistenz. Die therapeutischen Optionen sind mittlerweile auf ein einziges Antibiotikum beschränkt, eine Impfung ist innerhalb der nächsten Jahre nicht in Sicht. Deshalb ist die Entwicklung neuer Antibiotika vorrangig und muss von der BRD aktiv gefördert werden

„Im Expert:innenkreis war man sich einig, dass es unerlässlich ist, Bildungsstrategien zu entwickeln und Präventionskampagnen umzusetzen, um die sexuelle Gesundheit zu fördern. Dies muss bereits in der Schule starten.“, sagt Herr Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft.

Der 6. DSTIG Special ist eine Fachtagung zu Forschung zur Sexarbeit und zur STI-Forschung, die am 17. und 18. November in Bad Salzuflen stattfand. Im Rahmen dieser Fachtagung ist unter anderem über die epidemiologische Situation und Versorgung der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Deutschland diskutiert worden.