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Laura Hoffmann erforscht, was Roboter auszeichnen muss, damit Menschen gut mit ihnen umgehen können. © RUB, Marquard

Wenn der Roboter die Hand tätschelt

Freundliche Berührungen während eines Gesprächs zaubern ein Lächeln ins Gesicht – auch, wenn sie von einer Maschine kommen. Und sie machen uns zugänglicher für Forderungen.

Berührt ein humanoider Roboter Menschen während einer Unterhaltung mit ihnen, fühlen sie sich besser und sind eher bereit, einer Aufforderung nachzukommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Prof. Dr. Laura Hoffmann, Juniorprofessorin für Human Centered Design für sozio-digitale Systeme an der RUB, und Prof. Dr. Nicole Krämer, Professorin für Sozialpsychologie – Medien und Kommunikation an der Universität Duisburg-Essen, mit 48 Studierenden durchgeführt haben. Sie berichten in der Zeitschrift PLoS ONE vom 5. Mai 2021.

Berührung geht erstmals vom Roboter aus

Es ist bekannt, dass Berührungen zwischen Menschen sich positiv auswirken. Sie können zum Beispiel Stress reduzieren und das Immunsystem stärken. Ob das auch für den Kontakt mit Robotern gilt, ist unklar: Einige Studien haben im Kontakt zwischen Mensch und Roboter ebenfalls Effekte von Berührungen nachweisen können, andere nicht.

In der aktuellen Studie schickten Laura Hoffmann und Nicole Krämer 48 Probandinnen und Probanden in eine Unterhaltung mit dem humanoiden Roboter NAO der Firma Softbank Robotics. Während des Gesprächs, in dem es um ein Studienberatungsthema ging, tätschelte der Roboter einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern scheinbar spontan kurz die Hand. „Darin unterscheidet sich unsere Arbeit von bisherigen Untersuchungen, bei denen die Berührung bislang von den Menschen ausging, oder ein offensichtlich funktionaler Grund, wie das Waschen einer Patientin, für die Berührung bekannt war“, erläutert Laura Hoffmann.

Keiner zog die Hand weg

Die so berührten Versuchspersonen reagierten durchweg positiv: Die meisten lächelten oder lachten, niemand zog die Hand weg. Die Bereitschaft, dem Ratschlag des Roboters zu folgen, indem sie ein bestimmtes Studienangebot in Betracht zogen, war bei den Versuchspersonen, die der Roboter berührt hatte, größer als bei denen, die keine Berührung erfahren hatten.

Im Anschluss an das Gespräch mit dem Roboter gaben alle Probandinnen und Probanden per Fragebogen Auskunft über ihre Eindrücke. Diejenigen, die der Roboter berührt hatte, gaben an, sich emotional besser zu fühlen als die anderen. Die Bewertung des Roboters und der Interaktion mit ihm unterschied sich allerdings zwischen den beiden Gruppen nicht.

„Eine vom Roboter ausgehende Berührung während des Gesprächs kann also positive Effekte auf die Erfahrung der Menschen haben“, schließen die Autorinnen. Die Tatsache, dass die berührten Menschen den Aufforderungen eher Folge leisten, könne man sich zunutze machen, etwa um die Motivation für sportliche Betätigung zu steigern.

Sie geben jedoch zu bedenken, dass affektive Berührungen ohne funktionalen Grund ein komplexes Phänomen darstellen, welches nicht isoliert betrachtet werden sollte. Dies gilt ebenso für Berührungen zwischen Menschen und Robotern, die insbesondere durch das Aussehen und Material des Roboters unterschiedlich empfunden werden können. „Wir müssen noch viel darüber lernen, was die Wirkung der Berührung zwischen Mensch und Roboter bestimmt und inwiefern es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Berührungen unter Menschen gibt.“

Originalveröffentlichung Laura Hoffmann, Nicole C. Krämer: The persuasive power of robot touch. Behavioral and evaluative consequences of non-functional touch from a robot, in: PLoS ONE 2021, DOI: 10.1371/journal.pone.0249554