Nachrichten > Bessere Versorgung onkologischer Patienten durch Studienprojekt „OnCoPath“

Bessere Versorgung onkologischer Patienten durch Studienprojekt „OnCoPath“

Erstmals steht die Pflege im Mittelpunkt eines großen Forschungsprojekts: Das onkologische Team der Augusta Kliniken in Bochum ist Teil der großen Patientenstudie OnCoPath. Bei der Studie wird untersucht, inwiefern onkologische Patienten durch speziell geschultes Pflegepersonal beratend unterstützt werden können.

Zwei Pflegefachpersonen der Augusta Kliniken wurden dazu als „OncoCoaches“ ausgebildet. Die Augusta Kliniken, Teil des Onkologischen Zentrums Bochum Herne, sind das einzige Studienzentrum in NRW.

„Wir freuen uns sehr, dass die Expertise der Pflege hier in den Fokus gestellt wird“, erklärt Pfleger Christoph Kokoschka. Er und sein Kollege Thomas Goldbach sind seit Ende 2020 sogenannte OncoCoaches: speziell ausgebildete Pflegefachkräfte für den onkologischen Bereich, die den Mittelpunkt der wissenschaftlichen Studie der Universität Wuppertal bilden. Eine dritte Kollegin, Mechthild Schumann, befindet sich zurzeit in der Ausbildung. 28 palliative Patientinnen und Patienten wurden in Bochum in die Studie aufgenommen und werden nun bis Ende 2023 begleitet. „Die Langzeit-Betreuung beginnt bereits beim ersten Arztgespräch: hier ist ein OncoCoach dabei und steht direkt im Anschluss für die Fragen bereit, die häufig kurz nach den intensiven, aber oft kurzen Gesprächen bei den Patienten aufkommen. Über die gesamte Therapiedauer stehen wir als feste Ansprechpartner bei kleinen und großen Fragen zur Verfügung“, erklärt Kokoschka.

Krebspatienten und Angehörige haben häufig mehr Informationsbedarf, als es die Arztgespräche abdecken, z. B. kann es zu Unsicherheit bei der Einnahme ihrer Medikamente kommen oder es entstehen Sorgen bei ungewohnten Symptomen. Ein großer Teil der Ausbildung bezog sich auch auf die richtige Kommunikation und beinhaltete ebenfalls eine psychoonkologische Weiterbildung. „Wir haben einen viel intensiveren Kontakt zu den Patienten, da wir uns Zeit nehmen können. Dazu nutzen wir eine andere Sprache. Es ist ein niederschwelliges Angebot für die Patienten“, so OncoCoach Christoph Kokoschka. Durch die zusätzliche pflegerische Beratung soll die eigene Kompetenz der Patienten erhöht und ihre Lebensqualität verbessert werden. „Die zusätzliche Beratung durch die OncoCoaches wird sehr gut angenommen. Viele Patienten haben wichtige Rückfragen, für die die Ärzte häufig keine Zeit außerhalb der festen Termine finden. Unsere OncoCoaches können die Patienten bei vielen Fragen mit ihrem Spezialwissen kompetent beraten und unterstützen“, betont Prof. Dr. Dirk Behringer, Chefarzt der Klinik für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin der Augusta Kliniken und Leiter des Onkologischen Zentrums Bochum Herne. Auch die Verbindung zur ambulanten Palliativversorgung durch spezialisierte Palliative Care Pflegekräfte ist ein Schwerpunkt der Studie. Neben den OncoCoaches der Augusta Kliniken sind auch Pflegefachkräfte des Palliativnetzes Bochum e.V. eingebunden. Zusätzlich zur Tätigkeit als OncoCoach ist Pfleger Kokoschka im onkologischen Konsiliardienst tätig. Auch im Rahmen dieser Arbeit hat er Zeit für onkologische Patienten, die mehr Redebedarf haben, als es im normalen Ablauf möglich ist. Gelegentlich nimmt er aus den offenen Gesprächen wichtige Hinweise zur medizinischen Behandlung auf und erkennt, ob eine tiefergehende psychologische Unterstützung sinnvoll sein könnte. Der Konsiliardienst wurde bereits vor rund einem Jahr eingeführt. „Wir hoffen, dass wir durch die Studie zeigen können, wie hilfreich solche speziellen Pflegepositionen sind, sodass diese in Zukunft auch durch das Gesundheitssystem finanziert werden“, erklärt er. Im September wurde das Projekt bereits mit dem MSD Gesundheitspreis ausgezeichnet.