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Mona Neubaur im Gespräch mit einem Mitarbeiter im Labor des Zentrums für Proteindiagnostik PRODI © Michael Schwettmann

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur besucht Start-up betaSENSE

Demenz – eine Diagnose, die viele mit Angst erfüllt, denn wenn Symptome auftreten, ist die Erkrankung meist schon weit fortgeschritten. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die auf einem prognostischen Test ruhen, den Prof. Dr. Klaus Gerwert mit seinem Team am Zentrum für Proteindiagnostik (PRODI) der Ruhr-Universität Bochum entwickelt hat.

Er hat dafür im Herbst 2023 den Innovationspreis NRW erhalten. Überreicht hat den Preis Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 15. März 2024 stattete sie dem Gründungsdirektor von PRODI in Bochum einen Besuch ab und informierte sich vor Ort, wie der Test jetzt mithilfe der aus PRODI ausgegründeten Firma betaSENSE in die Anwendung transferiert wird.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur: „Ausgründungen wie BetaSENSE tragen dazu bei, medizinische Innovationen auf den Markt zu bringen, und machen sie so für viele Patientinnen und Patienten verfügbar. Sie unterstützen gleichzeitig die Wirtschaft und sind damit ein wichtiger Standortfaktor. Meinen großen Respekt, wie Sie die wichtige Forschung an der Ruhr-Universität mit der Wirtschaft verbinden. Das ermutigt junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Nordrhein-Westfalen, an sich, ihre Teams und ihre Forschung zu glauben.“

Sensor erkennt Alzheimer im symptomfreien Zustand

Prof. Dr. Klaus Gerwert erforscht mit dem Team von PRODI die Veränderungen von Proteinen, die Krebs und neurodegenerative Erkrankungen verursachen können. Proteinveränderungen können als Biomarker sehr früh diese Erkrankungen anzeigen. Durch Früherkennung können therapeutische Maßnahmen erfolgreicher eingesetzt werden. Insbesondere ist es gelungen, einen Immuno-Infrarot-Sensor (kurz iRS) zu entwickeln, der Anzeichen für die Alzheimer-Erkrankung bis zu 17 Jahre vor Auftreten der klinischen Symptome nachweist. Bei Morbus Alzheimer kommt es zu einer Fehlfaltung des Amyloid-Beta-Proteins, das im weiteren Verlauf der Krankheit zu Ablagerungen im Gehirn, sogenannten Amyloid Plaques, führt. „Indem wir mit unserem Test die Zunahme von fehlgefalteten, toxischen Amyloid-Beta-Proteinen bestimmen, können wir das Risiko für eine spätere Alzheimerdemenz bereits im symptomfreien Zustand ermitteln“, erklärt Klaus Gerwert. „Das ermöglicht es, das Risko für eine spätere Demenz zu bestimmen und somit sehr früh gegenzusteuern. Die heutige Diagnose kommt in der Regel viel zu spät, weil die derzeit eingesetzten Diagnosemethoden entweder aufwändig und teuer sind, beispielsweise die PET-Scans, oder invasiv, wie die Entnahme von Nervenwasser an der Wirbelsäule.“

Therapie bei Alzheimer

Ein großer Durchbruch im Kampf gegen Alzheimer ist die Entwicklung von Medikamenten, die Plaques auflösen und somit den kognitiven Verfall deutlich verlangsamen können. Zwei Medikamente sind in den USA in den letzten beiden Jahren für die Behandlung bei fortgeschrittener Erkrankung zugelassen worden, ein drittes befindet sich in der Prüfung. Damit besteht die Perspektive, dass Alzheimer gezielt therapiert werden kann. „Das ist ein großartiger Fortschritt“, so Klaus Gerwert. „Es wird angenommen, dass ein präventiver Einsatz der Medikamente in einem präklinischen, noch symptomfreien Zustand deutlich besser wirkt und die Demenz sogar aufhalten könnte.“ Allerdings wird dieser sehr frühe Einsatz in Untersuchungen in klinischen Studien derzeit nicht mit Priorität verfolgt. In den Kliniken werden bisher überwiegend Erkrankte behandelt, die bereits deutliche Symptome aufweisen. Die Prävention von Alzheimer steht noch am Anfang.

„Wir benötigen hier dringend staatliche Unterstützung, wenn wir im präventiven Kampf gegen Alzheimer erfolgreich sein wollen. Es ergibt sich die Chance nachzuweisen, wie die auf unsere alternde Gesellschaft zulaufende Lawine gestoppt werden kann. Menschen mit einem hohen Demenzrisiko können durch einen gesunden Lebenswandel die Erkrankung bereits ohne Medikamente erheblich verzögern“, erklärt Klaus Gerwert. „Sobald krankheitsspezifische Medikamente für den präventiven Einsatz erhältlich sind, rückt die Möglichkeit einer rechtzeitigen Therapie näher. Für dieses Ziel werden weitere gezielte Studien benötigt.“