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Mit zunehmendem Alter sinkt die Mobilität. Kann künstliche Intelligenz helfen? © RUB, Marquard

Mobil im Alter dank KI

Neue Orte bereisen, Freunde besuchen oder der regelmäßige Gang zum Supermarkt – mobil sein ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Doch mit dem Rückgang der eigenen körperlichen Mobilität und der wachsenden Dynamik des Verkehrswesens steigen im Alter die Hürden zu reisen.

Das Projekt „KI-unterstützte Steigerung der Mobilität und gesellschaftlichen Teilhabe von Senioren (KISS)“ entwickelt eine KI-basierte Applikation zur Mobilitätssteigerung älterer Menschen. Das Projekt ist am 1. Januar 2023 gestartet. Durchgeführt wird das Vorhaben von Prof. Dr. Christian Meske, Inhaber des Lehrstuhls für Soziotechnisches Systemdesign und Künstliche Intelligenz der Ruhr-Universität Bochum, sowie Prof. Dr. Aysegül Dogangün, Inhaberin der Professur für Menschzentrierte Technikentwicklung an der Hochschule Ruhr West.

Daten für selbstbestimmtes Reisen

Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer verständlichen, KI-basierten Applikation, die individuelle Mobilitätsbarrieren analysiert und Handlungsempfehlungen für Reisen ausspricht. „Als Reisen“, so Christian Meske, „können auch kurze Distanzen, wie beispielsweise der Weg durch die Stadt zum Seniorentreff, verstanden werden. Im Alter gewinnen diese Wege an Komplexität und sind oft mit Unsicherheiten verbunden.“ Gibt es auf dem Weg eine Möglichkeit, sich für eine kurze Pause hinzusetzen? Wie ist die Strecke beschaffen? Fährt ein Bus oder muss man zu Fuß gehen? Damit das System diese Fragen beantworten kann, muss es verschiedene Daten erfassen und verarbeiten. Hilfreich können, laut Christian Meske, unter anderem Geodaten sein – digital verfügbare Daten, die geografische Räume genauer beschreiben. Sie geben beispielsweise Auskunft über die Beschaffenheit von Straßen. „Für die Städte Bochum und Duisburg liegen bereits eine Vielzahl solcher Datensätze vor“, erklärt der Forscher. „So auch Daten über den Neigungswinkel von Straßen oder die Standorte von Bänken innerhalb bestimmter Stadtgebiete.“ Diese Daten sollen mit Informationen über die körperliche Aktivität und individuellen Fähigkeiten, sogenannten Aktivitätsindizes der Nutzenden von dem adaptiven System zu unterstützenden Informationen kombiniert werden.

Im Austausch mit Senioren

Um gezielt auf die Bedarfe älterer Menschen einzugehen und ihr Mobilitätsverhalten zu stärken, arbeiten die Forschenden während der gesamten Projektlaufzeit eng mit Senioren zusammen. Statt im Vorfeld eigene Annahmen zu Bedarfen aufzustellen, bedient sich das Projekt eines partizipativen Entwicklungsprozesses. Geplant sei, so Christian Meske, Senioren beispielsweise über Begegnungsstätten aufzusuchen, um in Einzel- und Gruppengesprächen zu erfragen, welche Informationen eine künstliche Intelligenz den Nutzenden für eine sichere Reise bereitstellen sollte.

Auf Basis dieser Gespräche soll dann ein erster Prototyp entstehen und im Feld getestet werden. Wie dieser Prototyp genau aussehen wird, steht noch nicht fest. „Das kann eine native App für das Smartphone sein oder ein über den Computer zugängliches Web-Tool – je nachdem, was die Senioren leichter bedienen können und womit sie sich unterstützt fühlen“, hält der Forscher fest. Indem ältere Menschen das Projekt fortlaufend begleiten und die Entwicklung der Technologie wesentlich mitbestimmen, wird auch die Sorge vor der Komplexität der Technologie verringert. Neben einer handhabbaren Bedienung sollen am Ende auch die mobilitätsorientierten Handlungsempfehlungen der künstlichen Intelligenz für die Nutzenden transparent und nachvollziehbar dargestellt werden.